Die Buddhistische Psychotherapie – kurz BPT – ist keine glaubensbasierte, religiöse Behandlungsform. Klienten und Therapeuten müssen keine Buddhisten sein oder werden. Die BPT ist buddhistisch,
weil aus diesen Quellen viel geschöpft wurde.
Die BPT zeigt eine ganzheitliche Herangehensweise in Respekt dazu, wie wir alle als Menschen funktionieren, wie wir fühlen, denken und handeln. Die verbindenden Anteile zwischen uns dienen der BPT als eine erleichternde Herangehensweise: Weil wir als Menschen so viele Gemeinsamkeiten haben, müssen wir nicht für jede Behandlung das Rad neu erfinden.
Insbesondere unser Nervensystem zeigt uns, dass wir sehr ähnlich auf unser Umfeld reagieren: unsere Wahrnehmungsorgane, unsere Reizverarbeitung, die Art, wie wir etwas wahrnehmen, wie Entscheidungsprozesse funktionieren, wie Emotionen ablaufen, wie wir Erfahrungen abspeichern und welche Rolle das für unsere Zukunft spielt, wie unsere inneren Systeme von Kreislauf, Stoffwechsel etc. funktionieren – all das ist so ähnlich, dass wir damit wunderbar vereinfacht arbeiten können.
Auch die Nutzbarmachung von Tools aus anderen Therapieverfahren (Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie etc.) und insbesondere aus der buddhistischen Lehre und den spirituellen Ressourcen dienen ebenfalls dem Zweck der Erleichterung von Verständnis und Behandlung sowie der Erfolgswahrscheinlichkeit.
Wir alle stehen immer wieder vor Herausforderungen. Wir alle leiden immer mal wieder. Und wir alle haben die Chance, uns fundamental zu verändern, zu wachsen und uns zu befreien. Diese Themen sind in der BPT natürlich buddhistisch inspiriert. Eine Grundidee ist die, dass wir nicht leiden, weil etwas schiefgelaufen ist, sondern wir leiden immer mal wieder, weil wir Menschen sind, weil durch die Art und Weise, wie unser Organismus aufgebaut ist, es immer wieder zu Problemen kommen muss.
Die Besonderheit der Werkzeuge der BPT ist, dass sie wie eine heilsame Medizin sind, aber auch die dazugehörigen Lehrinhalte (Dharma) und Informationen wirken wie eine Medizin. Dieses Wissen ist notwendig, um die Tools besser einordnen und übernehmen zu können, aber wie erwähnt, haben sie sogar eine Eigenwirkung. Die buddhistischen Lehrinhalte gehören also bereits zu den Tools.
In der BPT wie auch im Buddhismus ist der Aspekt des Verstehens und Erkennens von zentraler Bedeutung.
Es reicht nicht aus zu wissen, dass eine Übung empfohlen und als gut eingestuft wird. Es ist notwendig, möglichst tiefgründige Zusammenhänge zu verstehen, wirklich zu verstehen. Es ist unumgänglich, die tiefgreifende Bedeutung zu verstehen. Diese Bedeutungstiefe basiert einerseits auf einem generellen Verständnis für unseren Weg, und andererseits auf einem spezifischen Verständnis bezüglich der jeweiligen Übungen.
Es ist unumgänglich, wirklich zu verstehen, dass wir auf einem bedeutsamen, kostbaren Lebensweg sind. Oft werden Übungen vernachlässigt, weil die tiefe Bedeutung noch nicht gut genug verstanden wurde.
Und natürlich werden wir jede Übung sehr tiefgründig verdeutlichen. Und der Bereich Üben meint wirklich, eine geduldige, regelmäßige Übungstradition zu entwickeln. Schließlich sind die meisten Probleme nicht über Nacht entstanden. Damit sich etwas festigt, braucht es Zeit und Wiederholungen.
Es geht hier nicht um Missionierung, sondern darum, dass unsere Weiterentwicklung kein egoistischer Prozess ist. Wenn wir inneren Frieden und tiefe Zufriedenheit erlangen, dann sind diese Qualitäten erst gesichert, wenn wir sie ausstrahlen, wenn wir damit anderen Menschen helfen, wenn wir bereit sind, sie zu teilen.
Bitte gehen Sie zu Ihrem Schuhschrank … und betrachten Sie Ihre Schuhe. Die Aufgabe besteht darin, herauszufinden, wie viele verschiedene Schuhsorten Sie besitzen.
Vielleicht besitzen Sie hauptsächlich Sneakers oder hauptsächlich Pumps oder hauptsächlich Boots … Falls Sie hauptsächlich Schuhwerk einer Sorte verwenden, könnte das ein Indiz dafür sein, dass Ihre Persönlichkeit dabei ist, sich zu verengen.
Falls das der Fall sein sollte, dann bemerken Sie das daran, dass Sie den Eindruck haben, Ihren Stil gefunden zu haben, dass Sie sich mit Dingen umgeben, die zu Ihnen passen.
Viele Schuhsorten sprechen für die Möglichkeit, in unterschiedliche Rollen hineinzugehen, und damit für eine reichhaltigere Persönlichkeit.
Wenn wir Kinder sind, ist alles möglich, es ist wie ein offenes Feld, das sich aber relativ schnell im Jugendalter bis ins frühe Erwachsenenalter deutlich verengt und dann irgendwann im Altersstarrsinn endet.
Für diese Übung erhalten Sie die Anleitung, sich als König oder als Königin zu fühlen.
Wenn Sie sich bewegen, dann schlurfen Sie nicht, Sie wandeln.
Wenn Sie spazieren, dann bewegen Sie sich so, als hätten Sie eine Krone auf dem Kopf.
Wenn Sie essen, dann futtern Sie nicht, Sie dinieren.
Wenn Sie reden, dann labern Sie nicht, Sie kommunizieren.
Und bei all diesen Übungen spüren Sie in sich hinein, wie es sich anfühlt.
An der Supermarktkasse ist die Schlange sehr lang, und Sie sagen sich: Das ist ok.
Es regnet, Sie werden nass, und Sie sagen sich: Das ist ok.
Ihr Fahrrad wurde gestohlen, und Sie sagen sich: Das ist ok.
Sie erfahren Stress am Arbeitsplatz, und Sie sagen sich: Das ist ok.
Ihr Partner verletzt Sie, und Sie sagen sich: Das ist ok.
Nehmen Sie sich für diese Übung einen festen Zeitrahmen. Gehen Sie zum Beispiel zum Einkaufen, und nehmen Sie das, was Sie dort erleben, die vielen Details, nehmen wahr und sagen sich immer wieder: Das ist ok.
All diese Dinge sind nicht schön, aber sie sind (schrecklich) normal.
Bitte machen Sie sich klar, dass keines Ihrer Probleme einzigartig ist! Jedes Ihrer Probleme wurde bereits milliardenfach erlebt und erlitten
Dies ist ein Auszug aus unserer Neuerscheinung "Buddhistische Psychotherapie". Hol dir das Buch, um mehr über diesen ganzheitlichen Therapieansatz und Wege in die innere Freiheit zu erfahren!
"Zum Buch: Buddhistische Psychotherapie - Das Buch der Übungen"